In einem Konservierungsprojekt für einen Schiffs- oder Bootsfund arbeiten meistens Archäologen und Konservatoren zusammen. Die Archäologen vertreten in der Regel den Eigentümer des Fundes, sie müssen die größeren Entscheidungen fällen und die Verantwortung dafür tragen. Deshalb sollten sie die möglichen Konservierungsmethoden, ihre Bedingungen und Ergebnisse, sowie ihre wissenschaftlichen Hintergründe wenigstens in groben Zügen verstehen. Die Konservatoren entwickeln in der Diskussion mit den Archäologen den konkreten, für das Objekt geeigneten Konservierungsplan und setzen ihn um. Die Datenbank bietet beiden Partnern eine Bestandsaufnahme bisher konservierter Schiffsfunde und angewandter Methoden und zeigt ihnen, was der Erfahrungsschatz dieses Arbeitsgebietes enthält.
Die Datenbank führt 662 Schiffs- und Bootsfunde auf. Davon sind 59 konserviert worden, nach verschiedenen Methoden und zu verschiedenen Zeiten. In der Graphik sind alle Funde, für die es Angaben zum Fundjahr gibt, nach ihren Fundjahren geordnet. Die konservierten Schiffe und Boote sind besonders hervorgehoben. In vielen Fällen ist nicht mehr festzustellen, wann genau sie konserviert wurden, manchmal lagen sie jahrelang in Wassertanks bis eine Konservierung möglich wurde. Deshalb setzen wir für alle Schiffe und Boote gleichermaßen das Fundjahr als Jahr des Beginns ihrer Konservierung an (vgl. Graphik in Kap. 4.1).
Die ersten Konservierungen sind für 1962 und 1967 vermerkt, seit 1972 wurden ziemlich regelmäßig Schiffs- und Bootsfunde konserviert, der letzte uns gemeldete 2009.
Das Nydam-Boot (SH 14) ist in der Graphik nicht als konservierter Fund hervorgehoben. Es erhielt in den 1860-er Jahren einen Anstrich mit einem Leinöl/Carbolineum-Gemisch, wie man es damals auf Boote im Gebrauch auftrug, um die Lebensdauer des Holzes zu verlängern. Dies ist keine Methode zur Konservierung archäologischer Nasshölzer im heutigen Sinn.
Plankenschiffe wurden relativ zu den Fundzahlen häufiger konserviert
als Einbäume: 25 von 147 Plankenschiffen gegenüber 34 von 502
Einbäumen. Dies liegt zweifellos an der größeren Attraktivität von
Plankenschiffen als eindrucksvolle und phantasieanregende
Ausstellungsobjekte, wie auch an der viel größeren Interpretierbarkeit
von Plankenschiffen. Von den 8 als Schwimmkörpern gemeldeten Funden
wurde keiner konserviert.
Einbäume ohne Konservierung stehen in vielen Ausstellungen: Ihre Oberflächen
sehen aus als sei noch die Borke des Baumes daran, tief zerfurcht und
voller Brüche, die Boote sind oft verzogen und besonders ihre Enden
sind eingerissen.
Vor allem Polyethylenglykol ( PEG ) in verschiedenen Modifikationen haben Konservatoren und Archäologen in ganz Deutschland in unterschiedlichen Verfahren angewandt, um wassergesättigte Schiffs- und Bootsfunde zu stabilisieren und haltbar zu machen. 46 der 59 konservierten Funde sind mit Polyethylenglykol behandelt worden, kleine Einbäume, große und sehr große Plankenschiffe.
Die heute als Kauramin-Methode bekannte Konservierungsmethode an ganzen Schiffsfunden anzuwenden, wagte man erstmals am Römisch-Germanischen Zentralmuseum, als 1980 mitten in Mainz die Wracks von 6 römerzeitlichen Schiffen verschiedener Typen geborgen wurden. Sie ist eine irreversible Methode und wurde bis dahin nur für kleine Objekte angewandt. Seither hat die Werkstatt des Museums für Antike Schifffahrt 2 weitere Schiffe mit dieser Methode konserviert, die beiden römischen Schiffe von Oberstimm an der Donau.
Mit Zucker wurden in den 1980-er und 90-er Jahren 5 Funde konserviert, darunter zwei große, weitgehend vollständige Schiffe.
Gefriergetrocknet nach einer PEG-Behandlung wurden ein Bootsfund aus Brandenburg, BB 56, sowie ein Schiffsfund aus Nordrhein-Westfalen, NRW 2 . Diese beiden Funde sind in der Zahl 46 der mit PEG konservierten Funde enthalten.
Die konservierten Schiffs- und Bootsfunde sind in 12 Bundesländern in 21 Museen zu sehen. Die Karte zeigt, in welchen Städten die Museen sich befinden, und nach welchen Methoden die Schiffe dort konserviert wurden. Detaillierte Auskünfte zu den angewandten Methoden enthält die Tabelle 1.
Unterschiedliche Methoden und ihre Varianten sind zur gleichen Zeit angewandt worden. Dieses deutet darauf hin, dass es keine beste Methode zur Konservierung archäologischer Schiffsfunde gibt. Die für die Funde verantwortlichen Konservatoren und Archäologen haben sich aus verschiedenen Gründen für die eine oder andere Methode entschieden. Im Folgenden möchte ich zeigen, wie man die beste Entscheidung für die Konservierung eines bestimmten Fundes treffen kann.
Werden archäologische Schiffs- und Bootsfunde nicht konserviert, können ihre Hölzer bis zu 40% und mehr schrumpfen und ihre Strukturen zerfallen. Die Datenbank bietet Archäologen und Konservatoren eine Hilfe, wenn sie ein Konservierungsprojekt planen und sich für eine Konservierungsmethode entscheiden müssen. Sie gibt an, nach welcher Methode einzelne Schiffsfunde bisher konserviert wurden und wo die konservierten Schiffe und Boote ausgestellt sind und besichtigt werden können: Der Augenschein zeigt, welche Ergebnisse man von den unterschiedlichen Konservierungsmethoden erwarten kann, und hilft so bei der Wahl einer Methode.
Vor der Wahl einer Konservierungsmethode steht zwingend die Bestandsaufnahme des Objektes aus Sicht des Konservators:
Am wichtigsten für die Wahl der Konservierungsmethode ist das Ergebnis der Analyse des Holzes, aus dem das Schiff oder Boot besteht: Sein Erhaltungszustand ist entscheidend, nicht sein Alter. Ein gestürzter Baum im Wald vergeht in wenigen Jahren, wogegen ein günstig einsedimentierter Stamm sich in 2 Millionen Jahren kaum verändert haben kann und nach 20 Millionen Jahren immer noch als Holz gut zu erkennen ist (Hoffmann und Blanchette 1997).
Archäologisches nasses Holz unterscheidet sich in seinen physikalischen Eigenschaften von frischem Holz. Seine Festigkeit hat abgenommen, vor Allem seine Biegefestigkeit und Elastizität. Bakterien und Pilze haben einen Teil der Holzsubstanz aus seinem Inneren gelöst und verdaut. Das Holz ist poröser geworden, und die Poren haben sich mit Wasser gefüllt.
Wenn das wassergefüllte Holz trocknet - Wasser also verdunstet - , entstehen in den Holzzellen kapillare Zugspannungen. Das geschwächte Holz kann ihnen nicht standhalten, es schwindet erheblich – schrumpft –, verwirft sich, reißt. Im Extremfall bricht die Holzstruktur völlig zusammen – sie kollabiert – und das Holz zerfällt. Diese Mechanismen gilt es zu verhindern. Mit dem Ausdruck Stabilisierung des Holzes ist das Erhalten von Form und Abmessungen des nassen Objektes während des Trocknungsprozesses gemeint. Konservierung von Nassholz bezeichnet die dazu nötige Behandlung. Hier folgt ein sehr kurzer Überblick über die gängigen Konservierungsmethoden für große und sehr große Nassholzobjekte wie Boote und Schiffe. Ausführliche Darstellungen sind in „Weiterführende Literatur zur Konservierung von Schiffs- und Bootsfunden“, Kap. 5.4 , angegeben.
Zwei prinzipiell unterschiedliche Ansätze gibt es, die Trocknungsschäden zu verhindern:
Polyethylenglykole sind eine Familie von Kunstwachsen, die aus kettenförmigen Molekülen mit unterschiedlicher Kettenlänge bestehen. Die Zahl hinter der Abkürzung PEG gibt das mittlere Molekulargewicht dieser PEG-Sorte an. PEG 200 bis PEG 800 sind farblose, ölige Flüssigkeiten; PEG 1000 und höher sind bei Zimmertemperatur wachsartige Stoffe, die mit zunehmendem Molekulargewicht immer härter werden. Alle PEG sind wasserlöslich und ungiftig, die PEG mit niedrigen Molekulargewichten jedoch korrosiv gegenüber Eisen.
Zu behandelnde Hölzer werden meist in einem Tränkbad in einer wässrigen Lösung steigender PEG-Konzentration getränkt bis genügend PEG aus der Lösung in das Holz eingewandert ist. Tränkwannen, Pumpen, alle Apparaturen und Beschläge, die mit der Lösung in Kontakt kommen, müssen nichtrostend sein, aus Edelstahl oder Kunststoff. Höher prozentige Lösungen von PEG ab PEG 1000 müssen erhitzt werden, um flüssig zu bleiben, am besten über Wärmetauscher oder mit Heizschlangen.
Die Wahl des PEG muss sich nach dem Erhaltungszustand des Holzes richten:
Viele Schiffshölzer weisen stark abgebautes Holz in den Außenbereichen um einen weniger abgebauten inneren Bereich auf. Diese Hölzer mit zwei verschiedenen Holzqualitäten sollten mit zwei PEG behandelt werden, am besten nacheinander in zwei separaten Bädern, erst mit PEG 200 und dann mit PEG 3000 oder 4000.
Die schonende Reinigung der Oberflächen nach der Tränkung mit festwerdendem PEG – mit feuchtem Schwamm oder vorsichtig geführtem Dampfstrahler - ist ein wichtiger Teil der Behandlung. Ungenügende oder zu starke Reinigung kann zu einer verschmierten oder abgeriebenen Oberfläche führen und zum Verlust feiner Details. Das Aussehen des konservierten Schiffes hängt von der sorgfältigen Reinigung der Hölzer ab. Mit hochmolekularen PEG getränktes Holz kann nach dem Trocknen von wachsartig bis natürlich und PEG-frei aussehen, je nachdem wie viel PEG die Reinigung von der Oberfläche und aus den oberflächennahen Zellschichten des Holzes wieder entfernt hat.
Mit flüssigen PEG getränktes Holz braucht nach der Tränkung nur leicht abgespült zu werden. Es trocknet, ohne dass man das PEG sieht, und nimmt die natürliche Farbe an, die es auch ohne Behandlung annehmen würde.
PEG-getränktes Holz ist schwerer als frisches, lufttrockenes Holz, manchmal so schwer wie im wassergesättigten Zustand. Das PEG ist bis auf geringe Spuren wieder auswaschbar, die PEG-Methode ist reversibel.
Die Anwendung einer großen Zahl unterschiedlicher PEG-Sorten – s. Tabelle 1 - spiegelt die erst allmählich gewachsenen Kenntnisse über den Zusammenhang zwischen Erhaltungszustand des Holzes und optimaler Molekülgröße des PEG wider, zu einem geringen Teil aber auch die im Handel wechselnde Verfügbarkeit einzelner PEG-Sorten.
Die Kauramin-Methode beruht auf der Tränkung des Holzes mit einem in Wasser gelösten Melaminharz-Präpolymer, das im Holz zu einem unlöslichen Melaminharz polymerisiert wird. Tränkwannen können aus beliebigem Material sein. Nach dem Eindringen des Präpolymers wird durch eine Änderung des Säuregrades der Tränklösung die Polymerisation zu unlöslichem Kunstharz initiiert. Danach wird das Holz aus dem Bad genommen und die Oberfläche wird gereinigt, so dass sich auf ihr keine grauen Kauramin-Beläge bilden können. Die Aushärtung des Kunstharzes im Holz muss bei 50 °C in einem Ofen oder einer Kammer zu Ende geführt werden.
Kauramin-behandeltes Holz sieht trocken aus. Es ist heller als Holz ohne Behandlung und hat einen kreidigen Schimmer. Feinste Oberflächendetails sind erhalten. Da zur Stabilisierung mit Kauramin weniger Tränkmittel nötig ist als zu einer Stabilisierung mit PEG, ist Kauramin-Holz überraschend leicht. Die helle Oberfläche kann man geringfügig nachfärben und mit Wachslösung einlassen, um den kreidigen Charakter zu mildern. Melaminharz ist nicht löslich und lässt sich nicht wieder aus dem Holz entfernen: Die Stabilisierung mit Kauramin ist irreversibel.
Die Zucker-Methode zur Stabilisierung von nassem archäologischem Holz besteht in einer Tränkung mit einer gesättigten Zuckerlösung. Für kleine Objekte auf der Werkbank ist sie eine gut brauchbare Methode. Sie wurde seit den 1980-er Jahren hin und wieder auch für Boots- und Schiffsfunde gewählt, aber für große Objekte kann man die großen Tränkbäder über die Monate und manchmal Jahre einer Tränkung nur schwer steril halten. Eine Infektion der Zuckerlösung mit Hefen und Bakterien ist kaum zu vermeiden, und die Lösung fängt an zu gären. Der Zucker wird zu klebrigen Produkten abgebaut, das Holz wird klebrig durch und durch, und der stabilisierende Effekt geht verloren. Von den 5 gemeldeten Zucker-Projekten sind nur zwei gelungen, das Beck’s Schiff in Bremen ( HB 17) und das Schiff von Friesland in Husum ( SH 19). Die drei anderen sind aus der Sicht des Konservators missglückt, der Einbaum von Damnatz in Hitzacker, das große Schiff von Immenstaad in Konstanz und das Fragment des Schlachte-Schiffs in Bremen. Ob eine Zuckertränkung gelingt, ist nicht vorherzusagen. Die Methode ist unzuverlässig.
Eine zufriedenstellende Vakuum-Gefriertrocknung gelingt nur, wenn das Holz mit einer geringen Menge eines Stabilisierungsmittels – meist PEG - getränkt wurde, ehe es tiefgefroren und unter Vakuum getrocknet wird. Diese Methode liefert sehr gute Ergebnisse in mehrfacher Hinsicht – Stabilisierung, Oberflächendetails, Farbe des Holzes – und ist relativ schnell, hat aber einen gravierenden Nachteil: Man benötigt eine Vakuumkammer, in die das getränkte Objekt hinein passt. Große Vakuumkammern sind sehr teuer. Sehr große Kammern mit mehr als 7 m Länge und 2 m Durchmesser gibt es in Kopenhagen am Nationalmuseum, in Grenoble am Atelier Régional de Conservation, sowie am Nara National Research Institute of Cultural Properties in Japan. Mittelgroße Kammern werden wohl mit der Zeit in weiteren Konservierungswerkstätten installiert werden.
Jede Konservierungsmethode für archäologisches Nassholz hat Vor- und Nachteile in Bezug auf verschiedene Kriterien:
Ein Vergleich von Konservierungsmethoden ist am einfachsten, wenn man die verschiedenen Kriterien einzeln betrachtet:
Wie die Ergebnisse der verschiedenen Konservierungsmethoden aussehen können, sollten sich Archäologe und Konservator gemeinsam ansehen. An Hand unserer Tabelle ist es leicht, die Orte und Museen zu finden, in denen dies möglich ist.
Vor der Besichtigung eines konservierten Schiffs- oder Bootsfundes kann man sich eine Liste von Merkmalen zurechtlegen, die es besonders zu beachten und zu beurteilen gilt:
Die Größe des Schiffs- oder Bootsfundes und die Art seiner Präsentation tragen zum ersten Eindruck bei: Wie dezent sind Stütz- und Haltesysteme, haben sie eine sichtbare Beziehung zu Form und Linien des Schiffes, ist der Fund ergänzt oder komplettiert und wie ist dies geschehen? Überlegungen zur Präsentation archäologischer Schiffsfunde finden sich an anderer Stelle (Hoffmann 2013).
Ehe man aus der Beurteilung des Augenscheins seine Schlüsse hinsichtlich des Konservierungsverfahrens zieht, muss man bedenken, wann die Konservierung erfolgte. Alle Verfahren sind mit den Jahren verbessert worden, so dass im Allgemeinen die jüngsten Projekte für die Beurteilung einer Methode am besten geeignet sind. Frühe PEG-behandelte Funde sind meist dunkelbraun bis schwarz – die Tränkbäder wurden zu heiß betrieben und PEG und Eichenholz verfärbten sich. Damals mochte man die konservierten Objekte auch nicht zu sehr reinigen aus Angst, die Oberflächen zu exponieren und zu gefährden. Konservierungen aus den 1980-er Jahren mit Vorläuferprodukten des heutigen Kauraminharzes brachten fast immer viele feine aber tiefgehende Querrisse in den behandelten Hölzern mit sich. Beide Methoden liefern seit Jahren viel bessere Ergebnisse.
Einige Konservierungsprojekte findet man in der Literatur ausführlich beschrieben, zu den meisten Projekten aber sind schriftliche Informationen nur sehr knapp gehalten. Das persönliche Gespräch mit den Kollegen, die das Objekt der Besichtigung konserviert haben, ist dagegen meistens offen und sehr ergiebig. Es lohnt sich fast immer, ein Gespräch vor Ort zu suchen.
Zur Frage nach dem technischen Aufwand gehört unbedingt die Frage nach der Lebensdauer der stark beanspruchten Teile der Installationen wie Pumpen, Heizungsanlagen und Kunststoffelemente. Ebenso muss man über die ausreichende Dimensionierung von Pumpen und Heizungen und Stützkonstruktionen sprechen. Selbst Ingenieure unterschätzen oft eine Konservierungsbehandlung und empfehlen zu kleine und zu empfindliche Apparaturen, die der Belastung eines jahrelangen Dauerbetriebes nicht gewachsen sind. Eine Heizanlage, die ein Tränkbad nicht auf die notwendige Temperatur bringen kann, verdirbt die Konservierung, weil bei zu niedriger Temperatur nicht genügend Tränkmittel in das Holz eindringt.
Zur Pflege eines konservierten Schiffs- oder Bootsfundes gehören auch die Einrichtung und der Betrieb einer ausreichenden und zuverlässigen Klimaanlage für den Ausstellungsraum. Ohne geregeltes konstantes Klima, bei schwankender Temperatur und in wechselnder Luftfeuchtigkeit, wird jeder Schiffs- und Bootsfund schon nach wenigen Jahren Schaden nehmen und verkommen aussehen, und alle Mühe war vergebens.
Die Bildergalerie gibt einen kleinen Eindruck von allen bisher in Deutschland konservierten Plankenschiffen und ihrer Präsentation in den Ausstellungen. Außerdem bietet sie eine Nahaufnahme einer Oberflächenpartie der jeweiligen Schiffes. In den Bildunterschriften sind kurz die Art der Konservierung angedeutet sowie die Beurteilung des Konservierungsergebnisses durch den Konservator/Restaurator oder - wo es nicht möglich war, eine solche Beurteilung einzuholen - durch den zuständigen Archäologen oder Museumskurator. Die Urteile stammen aus einer Umfrage vom Herbst 2014, betreffen also zumeist den Zustand der Schiffe viele Jahre nach Abschluss der Konservierung. Sie sind besonders interessant, da sich in der Literatur nur selten Aussagen zum Langzeit-Ergebnis von Schiffskonservierungen finden.
Abb 1a und Abb 1b: BE 16, Kaffenkahn im Deutschen Technikmuseum Berlin, mit PEG 600 und PEG 1450 in zwei diskontinuierlichen Sprühverfahren konserviert von Volker Koesling. Ergebnis laut V. Koesling: „sehr gut“. Fotos: C. Kirchner, Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin.
Abb 2a und Abb 2b: BW W204, Lastschiff von Immenstaad im Archäologischen Landesmuseum Konstanz, mit Zucker in missglücktem Verfahren behandelt vom Landesamt Baden-Württemberg. Ergebnis laut Helmut Schlichtherle: „schlecht“. Fotos: M. Schreiner, Archäologisches Landesmuseum Konstanz.
Abb 3a und Abb 3b: BY 12 und BY 13, Römerschiffe von Oberstimm 1 + 2 im Kelten Römer Museum Manching, mit Kauramin in optimiertem Verfahren konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „ sehr gut“, Restschwindung nach Konservierung 0,5 – 1%. Fotos: W. David, Kelten Römer Museum Manching.
Abb 4a und Abb 4b: HB 12, Bremer Kogge im Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven, mit PG 200 und PEG 3000 in zwei Tauchbädern konserviert von Per Hoffmann. Ergebnis laut P. Hoffmann: „sehr gut“, Restschwindung der Hölzer nach Konservierung 0 – 5,4 %. Fotos: P. Hoffmann, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven.
Abb 5a und Abb 5b: HB 17, Beck’s Schiff im Bremer Landesmuseum Bremen, mit Zucker konserviert von Per Hoffmann und Uwe Lahann. Ergebnis laut P. Hoffmann: „sehr gut“, Restschwindung der Hölzer nach Konservierung 0 – 2,5%. Fotos: P. Hoffmann, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven.
Abb 6a und Abb 6b: HB 19, Beluga Schiff im ehemaligen Beluga-Reederei-Gebäude in Bremen, mit PEG 1530 in unbeheiztem Tauchbad konserviert von Per Hoffmann und Dieter Bischop. Ergebnis laut P. Hoffmann: „teils mäßig, teils schlecht“. Fotos: W. Kopmann, Bremen.
Abb 7a und Abb 7b: HB 23, Karolingisches Flussschiff Karl im Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven, mit PEG 200 und PEG 3000 in zwei aus Geldmangel nicht optimal geführten Tauchbädern konserviert von Per Hoffmann. Ergebnis laut P. Hoffmann: „mäßig, Trocknungsschäden schon vor Konservierungsbeginn“, Restschwindung nach Konservierung 4 – 6%. Fotos: P. Hoffmann, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven
Abb 8a und Abb 8b: MV 15, Hiddensee 12 Gellenwrack im Archäologischen Landesmuseum Schwerin, mit PEG 200 und PEG 4000 erst in unterbrochenem Tauchbad, dann im Sprühverfahren konserviert vom Landesamt Mecklenburg-Vorpommern. Ergebnis laut Lorenz Bartel: „dennoch gut, da Kiefernholz leicht zu stabilisieren ist“. Fotos: B. Grundvad Nielsen, Esbjerg/DK, 2010.
Abb 9a und Abb 9b: NI 38; Lastkähne von Rohrsen 1 + 2 im Weser-Renaissancemuseum Schloss Braake in Lemgo, mit PEG 200 im Sprühverfahren konserviert von Per Hoffmann und Eckehard Deichsel. Ergebnis laut E. Deichsel: „sehr gut“, Restschwindung nach Konservierung 0%. Fotos: P. Hoffmann, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven.
Abb 10a und Abb 10b: NI 88, Schiff aus dem Teufelsmoor im Torfschiffmuseum Osterholz-Scharmbek, mit PEG 200 im Sprühverfahren konserviert von Per Hoffmann und dem Amt für Straßenbau des Landkreises Osterholz-Scharmbek. Ergebnis laut P. Hoffmann: „sehr gut“, Restschwindung nach Konservierung 0,5 – 1,7%. Fotos: P. Hoffmann, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven.
Abb 11a und Abb 11b: NRW 2, Karolingisches Flussschiff von Niedermörmter im Landesmuseum Bonn, mit PEG 400 und PEG 4000 in zwei Tauchbädern getränkt und gefriergetrocknet von Roland Aniol und Axel Peiß. Ergebnis laut A. Peiß: „gut“. Fotos: A. Peiß, Landschaftsverband Rheinland.
Abb 12a und Abb 12b: NRW 4, Lastprahm von Wardt im Römermuseum Xanten, mit PEG 400 und PEG 4000 in zwei Tauchbädern konserviert von Roland Aniol und Axel Peiß. Ergebnis laut A. Peiß :„überwiegend gut bis mäßig“. Fotos: A. Peiß, Landschaftsverband Rheinland
Abb 13a und Abb 13b: NRW 5, Oberländer von Krefeld im Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven, mit PEG 200 und PEG 3000 in zwei Tauchbädern konserviert von Per Hoffmann. Ergebnis laut P. Hoffmann: „sehr gut“, Restschwindung nach Konservierung 0 – 5%. Fotos: P. Hoffmann, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven.
Abb 14a und Abb 14b: NRW 30, Karolingischer Flusskahn im Museum Burg Linn in Krefeld, mit PEG 2000 in unbeheiztem Tauchbad konserviert vom Museum Burg Linn. Ergebnis laut Christian Reichmann: „erhebliche Trocknungsschäden vor der Konservierung; Gesamtbild heute mäßig“. Fotos: Christian Reichmann, Museum Burg Linn.
Abb 15a und Abb 15b: RP 1, Schiff 1 der Mainzer Römerschiffe im Museum für Antike Schifffahrt Mainz, mit Kauramin in heute überholter Verfahrensvariante konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „gut“. Fotos: Museum für Antike Schifffahrt Mainz.
Abb 16a und Abb 16b: RP 2, Schiff 2 im Museum für Antike Schifffahrt Mainz, mit Kauramin in heute überholter Verfahrensvariante konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „gut“. Fotos: Museum für Antike Schifffahrt Mainz.
Abb 17a und Abb 17b: RP 3, Schiff 3 im Museum für Antike Schifffahrt Mainz, mit Kauramin in heute überholter Verfahrensvariante konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „gut“. Fotos: Museum für Antike Schifffahrt Mainz.
Abb 18a und Abb 18b: RP 4, Schiff 4 im Museum für Antike Schifffahrt Mainz, mit Kauramin in heute überholter Verfahrensvariante konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „gut“. Fotos: Museum für Antike Schifffahrt Mainz.
Abb 19a und Abb 19b: RP 5, Schiff 5 im Museum für Antike Schifffahrt Mainz, mit Kauramin in heute überholter Verfahrensvariante konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „gut“. Fotos: Museum für Antike Schifffahrt Mainz.
Abb 20a und Abb 20b: RP 6, Schiff 6 im Museum für Antike Schifffahrt Mainz, mit Kauramin in heute überholter Verfahrensvariante konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „gut“. Fotos: Museum für Antike Schifffahrt Mainz.
Abb 21a und Abb 21b: SH 6, Haithabu 1 im Archäologischen Landesmuseum Schleswig, mit PEG 4000 konserviert von Roland Aniol. Ergebnis laut R. Aniol: „gut bis sehr gut“. Fotos: Archäologisches Landesamt Schleswig.
Abb 22a und Abb 22b: SH 14, Nydam Boot im Archäologischen Landesmuseum Schleswig, mit Leinöl/Carbolineum angestrichen. Diese Behandlung ist keine Nassholzkonservierung im heutigen Sinn, sondern die traditionelle Behandlung hölzerner Boote im Fundjahr - 1863 - des Nydambootes. Fotos: Archäologisches Landesamt Schleswig.
Abb 23a und Abb 23b: SH 19, Schiff von Friesland im Schifffahrtsmuseum Husum, mit Zucker konserviert von Per Hoffmann und Hans-Joachim Kühn. Ergebnis laut H.-J. Kühn: „sehr gut und gut“, Restschwindung nach Konservierung 1,5 – 7%. Fotos: P. Hoffmann und H.-J. Kühn, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven und Archäologisches Landesamt Schleswig.
Die Literatur zur Konservierung von archäologischen Schiffsfunden ist umfangreich. Untersuchungen zur Analyse von archäologischem Holz, zu Holzabbau und Eigenschaften von archäologischem Holz, zu seiner Konservierung, außerdem Fallstudien und Problembeschreibungen sind in Fachzeitschriften, Kongressberichten und vereinzelt in Buchbeiträgen und Monographien veröffentlicht. Die folgende Auswahl ist als Anregung und Einstiegshilfe in das vielseitige Arbeits- und Forschungsgebiet gedacht.
Ein Klassiker aus den Anfängen der Konservierung von Schiffsfunden ist die Pionierarbeit
Seit 1980 treffen sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Wet Organic Archaeological Materials (WOAM)“ des International Committee for Conservation, einer Abteilung des Internationalen Museumsrates – ICOM – alle drei Jahre zu einem Kongress und geben danach Proceedings heraus, Bücher mit 40 – 50 Beiträgen. In den WOAM-Proceedings finden sich schätzungsweise 90 % der für unser Arbeitsgebiet relevanten Erstveröffentlichungen von Forschungs- und Erfahrungsberichten, sowie von Fallstudien und Projektbeschreibungen. Einige Beispiele:
Die ausführliche Beschreibung der Kauramin-Methode und ihrer Anwendung hat Markus Wittköpper ins Internet gestellt:
Von Wittköpper liegt auch eine vergleichende Studie vor:
Die von Mark A. Jones herausgegebene Monographie
Die lange Geschichte der Konservierung der Bremer Kogge und der vorangegangenen Entwicklung einer auf PEG basierenden Konservierungsmethode für das fast vollständig erhaltene 23-m-Schiff findet sich in der umfassenden Monographie zur Kogge:
Eine Auflistung von etwa 40 Schiffs- und Bootsfunden, die im Atelier Régional de Conservation – Nucléart (ARC- Nucléart) in Grenoble / Frankreich seit 1987 konserviert worden sind, gibt der Ausstellungskatalog des ARC:
Meine Arbeiten zur Beschreibung und Konservierung von archäologischem Holz, zur Entwicklung und Prüfung von Konservierungsmethoden, sowie meine praktischen Erfahrungen aus der Konservierung von etwa 20 Schiffs- und Bootsfunden sind in einer Monographie zusammen gefasst :
Konservierungsmethode | Fund | Verbleib |
1. Polyethylenglykol-Varianten | ||
Einstufen-Verfahren | ||
PEG 200 Tauchbad | NI 13 Einbaum Leine | Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven |
PEG 200 Sprühbehandlung | NI 88 Teufelsmoor | Torfschiffmuseum Osterholz-Scharmbek |
NI 38 Rohrsen 1 + 2 | Weser-Renaissancemuseum Schloß Brake Lemgo | |
PEG 200, Sprühbehandlung von Hand | NI 10 Mandelsloh | Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven |
PEG 1530 Tauchbad | HB 19 Beluga-Schiff | Beluga-Gebäude Bremen Teerhof |
PEG 1650 Tauchbad | NRW 6 - 9 Büderich 1, 2, 3, 5 | Landschaftsverband Rheinland - Landesmuseum Bonn |
PEG 2000 Tauchbad | NRW 30 Karoling. Schiff Burg Linn | Museum Burg Linn, Krefeld |
PEG 2000 Tauchbad | NRW 35 Einb. Schwafheimer Meer | Museum d. Deutschen Binnenschifffahrt Duisburg |
PEG 3000 Tauchbad | HB 10 Eke | Deutsches Schiffahrtsmuseum Magazin Bremerhaven |
PEG 4000 Tauchbad | SH 6 Haithabu 1 | Archäologisches Landesmuseum Schleswig |
MV 12, 13, 28, 29, 30, 31, 35, 36, 37 | Archäologisches Landesmuseum Schwerin | |
PEG 200 + 4000 Mischung, Tauchbad | MV 15 Gellenwrack | Archäologisches Landesmuseum Schwerin |
PEG 400 +4000 Mischung, Tauchbad | NRW 4 Xanten-Wardt | Römermuseum Xanten |
PEG 400 + 4000, Vakuum-Gefriertrocknung | BB 56 | Archäologisches Landesmuseum Brandenburg |
NRW 2 Niedermörmter | Landschaftsverband Rheinland - Landesmuseum Bonn | |
PEG, Oberflächenbehandlung Acrylat | NRW 11-13 Eisbergen | Lippisches Landesmuseum Detmold |
Zweistufen-Verfahren | ||
PEG 200 // PEG 3000 in 2 Bädern | HB 12 Bremer Kogge | Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven |
HB 23 Karl | Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven | |
NRW 5 Oberländer | Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven | |
PEG 200 // PEG 3000,in 2 ungeheizten Bädern | NI 12 Helstorf | Heimatmuseum Helstorf |
PEG 600 // PEG 1450 in 2 ungeheizten Bädern | BE 16 Kaffenkahn | Deutsches Technikmuseum Berlin |
2. Kauramin Methode | ||
Kauramin, Mikrowellen-Trocknung | BY 12 Oberstimm 1 | Kelten Römer Museum Manching |
BY 13 Oberstimm 2 | Kelten Römer Museum Manching | |
Kauramin, kontrollierte Lufttrocknung | RP 1 - 6 Mainzer Römerschiffe | Museum für Antike Schifffahrt Mainz |
3. Zucker Methode | ||
BW W204 Immenstaad | Archäologisches Landesmuseum Konstanz | |
HB 17 Beck's Schiff | Archäologisches Landesmuseum Bremen | |
HB 22 Schlachte-Schiff | Deutsches Schiffahrtsmuseum Magazin Bremerhaven | |
Ni 49 Damnatz | Heimatmuseum Hitzacker | |
SH 19 Schiff von Friesland | Schifffahrtsmuseum Husum | |
ST 21 | Museum Bitterfeld | |
4. Andere Behandlung, keine Stabilisierung | ||
Leinöl/Carbolineum -Anstrich | SH 14 Nydam-Boot | Archäologisches Landesmuseum Schleswig |