Im Herbst 2007 sprachen Martin Mainberger und ich über meinen Plan, eine Liste der archäologischen Schiffsfunde in Deutschland zusammenzustellen. Sie sollte Angaben zu konservierten Schiffen und den jeweils angewandten Konservierungsmethoden enthalten und den Ort nennen, an dem man die konservierten Schiffe jetzt ansehen kann. Im Gespräch rief eine Idee die nächste hervor, und wir erwogen, gemeinsam einen umfassenden Corpus aller in Deutschland registrierten Schiffs- und Bootsfunde zusammenzutragen. Die Aufstellung müsste zu jedem Fund die für Archäologen und Konservatoren von Schiffsfunden wichtigsten Angaben enthalten. Am Ende entstünde eine Datenbank mit einem Kartenwerk, die von jedermann genutzt und maschinell befragt werden könnte.
Für Archäologen wäre – so überlegten wir - eine zentrale, vollständige und auf dem neuesten Stand geführte Datenbank gerade im föderal gegliederten Deutschland eine wünschenswerte Arbeitshilfe für den Vergleich von Funden und bei der Einordnung eigener Schiffs- und Bootsfunde in den Gesamtbestand. Zusammenfassende Darstellungen lagen schon eine Weile zurück und behandelten zudem nur Teile der Schiffs- und Bootsfunde: Detlev Ellmers publizierte Schiffe und Boote (Ellmers 1972, 1983, 1987a, 1987b), Christian Hirte stellte Einbäume Deutschlands zusammen ( Hirte 1987), und Beat Arnold behandelte Einbäume Mitteleuropas (Arnold 1995, 1996). Seitdem waren zahlreiche Funde hinzugekommen: Funde im Rahmen archäologischer Bestandsaufnahmen, Zufallsfunde, vor allem aber die Alt- und Neufunde in den neuen Bundesländern. Vielfach waren diese Funde nur in Vorberichten und in kleinen Beiträgen in regionalen Zeitschriften veröffentlicht. Manchmal fehlten in den Überschriften der Artikel die Schlagwörter, die für die Online-Kataloge der Staats- und Universitätsbibliotheken unerlässlich sind: Dann war das Objekt nicht in der Literatur zu finden, bestenfalls in den Akten der Landesämter. Das Online-Kartenwerk Navis, http://www2.rgzm.de/navis/home/frames.htm wurde zwar laufend ergänzt, widmete sich aber wieder nur einem Teilbereich: Schiffsfunde aus der Antike.
Konservatoren und den Archäologen, die für die Konservierung eines Schiffsfundes verantwortlich sind oder werden können, könnte die Datenbank mit den Namen der Museen helfen, in denen sich nach verschiedenen Methoden konservierte Schiffe und Boote befinden. Wie sehr ein Nachweis über den Verbleib konservierter Funde fehlte, zeigte sich während eines Kolloquiums „Stand der Konservierung und Präsentation archäologischer Schiffs- und Bootsfunde in Deutschland“, das im Juni 2008 im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven stattfand. Konservatoren und Archäologen stellten zehn Projekte vor, in denen wassergesättigte Schiffs- und Bootsfunde nach verschiedenen Methoden konserviert und nach unterschiedlichen Konzepten in Museen präsentiert worden waren (Hoffmann, Gabriele 2008). Diskussionen folgten, welche Konservierungsmethode die beste wäre und wie man sich überhaupt zwischen Methoden entscheiden könnte. Diesen Fragen war ich seit vielen Jahren mit experimentellen und vergleichenden Untersuchungen nachgegangen und hatte versucht, brauchbare Antworten zu entwickeln (zuletzt Hoffmann 2013). Die Vorträge und die daran anschließenden Diskussionen machten einen Aspekt deutlich, der nur selten betont wird: Ebenso wie der Stabilisierungseffekt, der technische Aufwand und die Kosten der verschiedenen Konservierungsmethoden ist auch das ästhetische Erscheinungsbild des konservierten Schiffes unterschiedlich. Dieser Gesichtspunkt muss in die Überlegungen für und wider eine Methode einbezogen werden. Wie die Ergebnisse der verschiedenen Behandlungsmethoden aussehen können, was man von den Methoden erwarten kann, sollte man sich vor der Entscheidung für eine Methode vergleichend selbst ansehen.
An diesem Punkt der Diskussion stellten Martin Mainberger und ich den Kollegen unser Datenbank-Projekt vor und zeigten an einigen Beispielen, wie wir eine umfassende Datenbank aufbauen und auswerten wollten. Unsere Absicht, archäologische Basisdaten sowie Angaben zu Konservierung und Verbleib aller Schiffs- und Bootsfunde in Deutschland zusammenzuführen, wäre allerdings nur in Zusammenarbeit mit den Archäologischen Landesämtern möglich. Nur sie könnten die Daten zur Verfügung stellen. Unser Plan sah vor, dass ich die erforderlichen Daten von den Landesämtern erbitten, einsammeln und in Tabellenform bringen würde. Martin Mainberger sollte dann die Datensätze in eine Datenbank überführen und ein Kartenwerk erstellen, das die geographische Verteilung der Funde sowie ihre Zuordnung zu den archäologisch gebräuchlichen Zeiträumen darstellen würde. Tabellen und Karten sollten in geeigneter Form veröffentlicht werden.
Kollegen aus fast allen Landesämtern waren anwesend, und alle sagten ihre Unterstützung und Mitarbeit zu, beauftragten uns geradezu mit dem Projekt.
Die Zusammenarbeit aller sechzehn archäologischen Landesämter und zahlreicher Landschaftsverbände und Museen an einem größeren Projekt ist etwas Besonderes. Über das Resultat der gemeinsamen Arbeit können wir uns freuen: Entstanden ist
Wir danken den Leitern der archäologischen Landesämter, den zuständigen Archäologen und Bearbeitern von Fundkarteien und Bildstellen für ihre Mühe, ihr Vertrauen und ihre kollegiale Zusammenarbeit an diesem Projekt einer gemeinsamen Datenbank:
Dr. Ronald Bockius vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum gilt unser Dank für seine Durchsicht und Ergänzung der zum Teil unvollständigen bibliographischen Angaben der Landesämter zu den Funden.
Herrn Walter Kopmann, Bremen, danken wir für die Bearbeitung von Vorlagen des Autors P.H. zum Bildteil des Buches.